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Ex-Außenminister im Interview: Was bedeutet die US-Wahl für uns, Herr Gabriel?
Die Wahl von Joe Biden zum neuen US-Präsidenten hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung spricht der ehemalige deutsche Außenminister Sigmar Gabriel über die Bedeutung dieses Ereignisses für Deutschland und Europa.
"Wir müssen uns auf eine schwierige Zeit einstellen"
Gabriel warnt vor allzu hohen Erwartungen an die neue US-Regierung. "Wir dürfen nicht vergessen, dass Biden ein Demokrat ist, aber auch ein Realpolitiker", sagt er. "Er wird nicht alles tun können, was wir uns wünschen."
Gabriel fordert die Europäer auf, sich auf eine schwierigere Zeit einzustellen. "Trump war ein Unilateralist, der die Europäer vor den Kopf gestoßen hat", sagt er. "Biden wird zwar wieder mehr auf die Europäer zugehen, aber er wird auch seine eigenen Interessen vertreten."
"Wir müssen unsere eigenen Interessen vertreten"
Gabriel betont, dass die Europäer ihre eigenen Interessen stärker vertreten müssen. "Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, dass die USA uns beschützen", sagt er. "Wir müssen unsere eigene Sicherheits- und Außenpolitik entwickeln."
Gabriel fordert eine stärkere Zusammenarbeit der Europäer in der Außen- und Sicherheitspolitik. "Wir müssen gemeinsam auftreten, um unsere Interessen zu vertreten", sagt er. "Nur so können wir eine starke Stimme in der Welt sein."
"Wir müssen den Dialog mit Russland wieder aufnehmen"
Gabriel spricht sich auch für eine Wiederaufnahme des Dialogs mit Russland aus. "Wir können nicht einfach hoffen, dass sich die Probleme mit Russland von selbst lösen", sagt er. "Wir müssen wieder miteinander reden, auch wenn es schwierig ist."
Gabriel warnt davor, Russland zu isolieren. "Das würde nur zu einer weiteren Eskalation führen", sagt er. "Wir müssen einen Weg finden, mit Russland zusammenzuarbeiten, auch wenn wir in vielen Fragen unterschiedlicher Meinung sind."
"Wir müssen unsere Werte verteidigen"
Gabriel betont, dass die Europäer ihre Werte verteidigen müssen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa geschwächt werden", sagt er. "Wir müssen für unsere Werte einstehen, auch wenn es Gegenwind gibt."
Gabriel warnt davor, die Erfolge der Vergangenheit als selbstverständlich anzusehen. "Wir müssen immer wieder für unsere Werte kämpfen", sagt er. "Nur so können wir eine freie und demokratische Gesellschaft bewahren."